Baitcast 1:1 – Tipps für Baitcast-Einsteiger

Wie vermutlich jeder Angler, der seinen Horizont erweitern möchte oder ein cooles Video auf Youtube gesehen hat, fing ich kurz nach dem Erhalt meines Fischereischeins an, das Angeln mit einer Baitcaster für mich zu entdecken. Wie ich mich letztlich herangetastet habe und welche Tipps ich Einsteigern an die Hand geben kann, dass erfahrt Ihr hier.

Das sollten Einsteiger über das Angeln mit einer Baitcaster wissen

Es gibt beim Fischen mit einer Baitcaster viele Unterschiede zum Angeln mit einer Stationär-Kombo. Mal abgesehen vom Setup, der Optik oder Technik der Rolle, eben auch in der Anwendung.
Die Schnur läuft direkt von der Spool und nicht über ein Umlaufröllchen, was die vielen Kugellager und aufwendig konstruierten Bremssysteme erklärt, die jeder Hersteller für sich beansprucht und viele Firmen versuchen zu kopieren.
Verinnerlicht Euch aber bitte eines, bevor wir in die einzelnen Punkte gehen. Mit einer Kombo deckt Ihr nicht jede Fischart ab. Im Gegenteil, Ihr werdet sogar Probleme haben, wenn Ihr versucht Gummiköder an einer Rute zu führen, die für Crankbaits entwickelt wurde.

Erste Schritte für Baitcast-Einsteiger

Irgendwo muss man anfangen. Das gilt für das Plumsangeln, Raubfischangeln mit einer Stationär-Kombo und eben auch für das Angeln mit einer Baitcaster. Man sollte sich im Vorfeld gut informieren aber auch einige Dinge festlegen.

1. Welches Budget habe ich zur Verfügung?

  1. Welche Fische möchte ich befischen?
  2. Welche Gewichte bzw. Köder möchte ich werfen?
  3. Wie möchte ich angeln? (Vertikal, Boot, Ufer)

Die Frage mit dem lieben Geld stellt sich eigentlich zu Beginn immer, sollte es in diesem Fall aber nicht zu Begin. Das Angeln in allgemeinen teuer ist wissen wir alle, wenn man sich aber das Angeln mit einer Baitcaster aber einmal genau ansieht, dann nimmt das Ganze neue Züge an.

Welche Fischart möchtet Ihr befischen?

Das ist die wichtigste Frage, die Ihr Euch stellen solltet. Für Barsche benötigt man im Allgemeinen keine Baitcast-Kombo, die bis 120g wirft und einer Tailwalk Fullrange mit Solidtip und maximalem Wurfgewicht von 14g würde ich auch nicht empfehlen, um in Holland auf Großhechte zu gehen.
Macht Euch klar, dass es teuer wird und Ihr für jede Fischart, ja sogar Köderart theoretisch eine eigene Baitcast-Kombo bräuchtet.
Wenn Ihr einen kleinen Tipp diesbezüglich möchtet, fangt schwerer an und geht dann im Wurfgewicht nach unten.

Die richtige Rute für Einsteiger

Sofern Ihr komplette Einsteiger seid, holt Euch etwas Günstiges und habt Spaß. Schaut, dass Ihr so oft wie möglich ans Wasser kommt und entwickelt Eure Technik weiter, verbessert die Köderführung und fangt Fische. Falls Ihr aber bereits seit einigen Jahren fischt und Eure Angelei in die Richtung Baitcaster verändern möchtet, haut rein! Spart nicht am Equipment und gebt ein paar Euro mehr für gutes Tackle aus. Ihr werden Euch zu Tode ärgern, wenn der Biss nicht gut übertragen wird oder der Blank den Köder nicht sauber beschleunigt. Für Einsteiger empfehle ich dennoch, ein bisschen mehr für eine gute Rolle auszugeben, als gleich eine High-End-Rute zu kaufen.

Die richtige Rolle für Einsteiger

Wichtiger als eine Hight-End-Rute ist, wie bereits erwähnt, eine vernünftige Baitcast-Rolle. Abgesehen von Neigung und Markentreue, die auch die Technik, Bremssysteme, Kugellager, Optik und Haptik bestimmen, ist der Einsatzbereich. Mein Leg Euch erst einmal nicht zu sehr auf eine Marke fest, da Ihr auch erst einmal herausfinden müsst, welcher Hersteller zu Euch passt oder welches Bremssystem für Euch am besten funktioniert. Solltet Ihr in Zukunft sogar ohne Magnet- oder Fliehkraftbremse aktiviert zu haben fischen können, dann ändert sich natürlich auch der Blickwinkel auf einzelne Rollen. Bis dahin könnt Ihr aber ruhig testen und probieren.

Tipps für Baitcast-Einsteiger: Die richtige Übersetzung beim Angeln mit einer Baitcaster

Die richtige Übersetzung beim Angeln mit einer Baitcaster

Ich möchte hier nicht zu tief einsteigen, da Übersetzungen beim Angeln eine ganz andere Geschichte sind. Je nach Bait und entsprechender Führung, gibt es andere Geschwindigkeiten, nach welchen Ihr die Rolle wählen solltet. Angelt Ihr beispielsweise mit einem Spinner Bait, leiert Ihr den Köder meist nur durch, pausiert hier und da einmal, dennoch lebt der Köder vom Druck, welchen er unter Wasser erzeugt. Hier kann man, um auch nicht Gefahr zu laufen, den Köder zu schnell einzukurbeln, eine Rolle mit einer Übersetzung um 5-6 wählen. 7 Ist auch noch okay, hier sollte man aber wesentlich kontrollierter fischen und sich zwingen, nicht zu viel Gas zu geben.

Die passende Rolle für das jeweilige Einsatzgebiet

Ich fische eine M-Rute mit Solidtip, gepaart mit einer Shimano Aldebaran Bfs XG. Die Rolle ist sehr hoch übersetzt und eignet sich hervorragend für Jiggs, Texas-Rigs, aber auch das Dropshot-Angeln.
Hier und da steigt mal ein maßiger Hecht ein, was die Rute zwar locker wegsteckt, die Bremse aber schon ziemlich rattern lässt. Was ich damit sagen möchte ist, dass je kleiner und finessiger eine Rolle ist, desto weniger eignet sich eine Rolle für große Köder und Fische. Abgesehen davon, dass sich das Getriebe irgendwann verabschiedet, wenn Ihr dauerhaft 40g gen Horizont schmeisst, is eine Kampfbremse um die 4kg kein guter Gegner für einen Hecht um einen Meter.
Hier müsst ihr unbedingt darauf achten, die Rute, die Rolle, die Schnur und den Einsatzbereich auf einander abzustimmen.

Baitcast-Kombo richtig aufeinander abstimmen

Beispiel: Eine Daiwa Steez SV 103 HSL gibt eine maximale Schnurstärke von 12lbs vor. Wenn Ihr die Rolle auf eine Rute klemmt, deren angegebener Schnurdurchmesser bei 8lbs – 12lbs liegt, solltet Ihr keine Schnur aufspulen, die dicker ist bzw. mehr Tragkraft hat. Ebenso macht es keinen in Hinblick auf die Rolle wenig Sinn, da die Schnurkapazität eben auf maximal 12lbs ausgelegt ist. Achtet ebenso darauf, dass Ihr die Ködergröße bzw. das Gewicht abstimmt. Die Herstellerangaben machen schon Sinn und sollten nicht auf Teufel komm raus unterbunden oder übertroffen werden.
Wenn eine Rute mit 7g – 28g Wurfgewicht gekennzeichnet ist, könnt Ihr darauf wetten, dass 3.5g Jiggköpfe nicht weit fliegen (sofern Ihr die Rolle überhaupt in den Griff bekommt) oder 25cm Gummis Euch auf Dauer das Getriebe schrotten und die Rute knicken.
Es sollte zwar selbstverständlich sein, dass so etwas nicht passiert, ich wollte es dennoch einmal erwähnt haben.

Tipps für Baitcast-Einsteiger: Kauft Euch die Baitcast-Rolle gebraucht

Ich bin bekanntermaßen ein Freund von dem Spruch: „Kaufst du billig, kaufst du doppelt!“
Es stimmt. Billige Köder laufen nicht so gut wie die hochwertigen, Haken biegen schneller auf oder brechen und mein Lieblingsteil, der Snap. Dank den „günstigen“ Varianten habe ich bereits etliche Köder und somit Euros in internationalen Gewässern versenkt und dein ein oder anderen Fisch verloren.
Beziehen wir das Ganze auf das Angeln mit einer Baitcaster, seid Euch stets bewusst, je billiger die Rolle, Rute oder Schnur, desto weniger Spaß werdet Ihr haben. Sofern Ihr trotzdem dabeibleibt, kommt sehr schnell der Gedanke „nur 20€ mehr und ich hätte mir die Rolle XY gebraucht holen können“.
Setzt Euch ein Budget aber spart nicht, wenn es Spaß machen soll. Ich habe auch nicht mit einer 400€ Rolle angefangen, aber meine Shimano Casitas habe ich letztenendes kaum genutzt, bevor ich sie dann verkauft habe. Kauft Euch die erste Rolle daher unbedingt gebraucht aber rechnet gut und gerne mit 100€ – 150€ für eine gute Baitcast-Rolle, die Euch nicht die Laune verdirbt. Das Upgrade kommt dann schneller als Ihr denkt.

Welche Schnur eignet sich für Einsteiger?

Ich habe viel gelesen und noch mehr Videos gesehen, bevor ich mir meine erste Baitcast-Rolle gekauft habe. Die Meinungen gingen nicht auseinander und liefen alle darauf hinaus, dass man mit einer günstigen, monofilen Schnur starten solle. Dem kann ich zu 100% zustimmen!
Ihr produziert, sobald Ihr ein bisschen mehr durchzieht oder die Bremseinstellungen lockert, so fiese Vogelnester, dass es schade wäre, eine 30€ geflochtene Schnur dafür herzunehmen. Ihr schont also Euren Geldbeutel und die Nerven, wenn Ihr mit einer günstigen Mono startet.
Besorgt Euch aber gleich eine gute geflochtene Schnur zur Rolle, denn wenn Ihr es erst einmal raus habt, fliegt die Mono schneller runter, als Ihr einen anhieb setzen könnt.

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Geflochtene Schnur auf einer Baitcast-Rolle

Braid hat viele Vorteile und ist die Schnur, die ich am häufigsten verwende. Sie ist einerseits freundlicher beim Werfen und rollt sich nicht selber ab, ist aber beim Anhieb auf weite Distanzen direkter und verfügt, dank der geringen Dehnung, über eine bessere Kraftübertragung. Hinzu kommt auch die direktere Köderführung und die Sichtbarkeit der Schnur. Jiggen ohne die Schnur zu sehen ist eben nicht wirklich toll.

Tipps für Baitcast-Einsteiger: Die richtige Wahl der Schnur

Im Gegensatz zu den Freunden in den USA oder Japan, wo Flurocarbon die gängige Angelschnur ist, fischen die meisten Europäer mit einer geflochtenen Schnur. Für eine Baitcast-Rolle empfielt sich eine PE 4x für Anwendungen wie das Jiggen oder Topwater. Man kann alles damit abdecken, auf Grund der geringen Dehnung, kann man für Hardbaits aber auch auf Flurocarbon oder eine gute, monofile Schnur wechseln. PE4x bedeutet übrigens, dass die Schnur viermal geflochten wurde, statt der für Stationärrollen üblichen 8-fach geflochtenen Schnüre. 4-fach geflochtene Schnüre sind von Haus aus etwas steifer und lauter, 8-fach geflochtene sind runder und weicher, was ein Nachteil bei Baitcast-Rollen ist, da sich die Fasern nicht so gut übereinanderlegen und öfter zu Perücken führt. Hier gibt es aber solche und solche Meinungen.

Mein Favorit sind die PE4x von Sunline. Hier kann man eigentlich nicht viel falsch machen und für den Preis von unter 20€ ist die Schnur auch nicht teuer.

Flurocarbon auf einer Baitcast-Rolle

Sollte Eure Wahl auf Flurocarbon fallen denkt daran, zu Beginn nicht wie mit Braid durchzuziehen. Flurocarbon hat einen Memory-Effekt und rollt sich ein bisschen ein, was bei schlechter Daumenarbeit (Bremsen mit dem Daumen), Unkonzentriertheit oder einfach nicht genug Erfahrung, zu den schlimmsten Vogelnestern führt, die Ihr niemals hättet sehen wollen. Mit viel Pech dürft Ihr die komplette Schnur abziehen und neu aufspulen.
Dank der größeren Dehnung von Flurocarbon eignet sich sie Schnur aber sehr gut für Hardbaits, da sich der Fisch ja mehr oder weniger selber hakt, die Schnur ein bisschen nachgibt und eine steifere, geflochtene Schnur, den Haken aus dem Fischmaul ziehen kann. Außerdem sinkt Flurocarbon, was eine bessere Köderführung ermöglicht. Einen Anhieb auf Distanz, wie beim Jiggen, muss man hier ja gottseidank nicht durchbringen und gute Sichtbarkeit ist hier ebenfalls nicht wirklich notwendig.

Tipps für Baitcast-Einsteiger: Eine gute Einsteiger-Rolle

Baitcast-Einsteiger werden Schwierigkeiten haben, kleine 2“-Köder vernünftig zu werfen. Außerdem ist es eine Frage des Geldes, Bfs-Rollen oder Ruten zu fischen.
Mein Tipp für den Einstieg in die Baitcast-Fischen ist eine Daiwa Tatula SV TW 103 HSL. Diese Rollen sind sowohl für Einsteiger als auch für Fortgeschrittene und Profis gemacht. Sie kann Köder ab 7g ganz passabel ab, richtig gut wirft sie aber ab 10g Jigghead. Nach oben würde ich sagen, dass man bis 60g gehen könnte, allerdings wäre hier sinnvoll, auf die größere Variante oder eine andere Rolle umzusteigen. Ein Weiterer Punkt ist die Schnurkapazität. Sie ist klar keine Bfs-Rolle aber auch keine schwere Hecht-Rolle, wie beispielsweise eine Abu Garcia Revo Toro Beast.
Solltet Ihr mehr auf Shimano stehen und einmal deren Produkte und Bremssysteme testen wollen, sucht nach der Curado-Serie. Diese sollte es, genau wie die Tatula, für um die 100€ gebraucht geben.

Abschließend möchte ich noch sagen:

Kaufst du billig kaufst du doppelt! Ein Meister ist noch nie vom Himmel gefallen. Wer 300€ für eine gute Rolle ausgibt sollte nicht an der Schnur sparen und was ebenfalls noch wichtig ist, bleibt dabei! Schaut Euch Videos an, lest in Foren oder Gruppen und üben, üben, üben. Irgendwann werdet Ihr sehen, wie facettenreich und spaßig das Angeln mit einer Baitcaster sein kann.

Appropos Baitcast-Videos

Ich habe zwar (noch?) keinen eigenen YouTube-Kanal, dennoch kann ich jedem Einsteiger nur empfehlen, sich dort regelmäßig Videos anzusehen und die Theorie zu studieren. Vor allem die Kollegen aus den USA haben das ein oder andere gute Tutorial, Tipps für Baitcast-Einsteiger oder Tackle-Review, welches Euch zwar nicht hilft Schwarzbarsche zu fangen, über die richtige Schnur, Übersetzung, Köderführung, Rute-Rolle-Kombi usw. kann man aber einiges lernen und immer neues erfahren.

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In diesem Sinne, geht Fischen!